Bhakti-Yoga ist...
SINNE-WANDEL
Im Bhakti-Yoga versuchen wir Zugang zu unserem eigentlichen ICH, zu unserer ewig glücklichen Seele (Atma) zu bekommen -
zu loderndem, frei verfügbaren Glück. Es ist schon da, in jedem, und wartet nur darauf, enthüllt zu werden.
Materielles Glück
Von frühauf lernen wir unser Glück draußen in der Welt zu suchen. In Sinnesbefriedigung. Wo auch sonst? Und es funktioniert doch auch: Wenn wir bestimmte Dinge tun, konsumieren oder haben, dann fühlen wir eine Befriedigung.
Aber diese Art des Glücks ist immer an etwas Externes gebunden. Technisch betrachtet führen wir uns über Essen, Alkohol, Sex, Anschaffungen, Netflix-Serien, Urlaubsreisen, Sonnenuntergänge etc. ja anregende Reize von außen zu.
Wir machen uns damit immer abhängig vom richtigen Zusammenspiel externer Faktoren. Und die wollen oft nicht so wie wir es gerne hätten: Traum-Urlaub in den Bergen, aber doof, denn es regnet die ganze Woche und das Kind ist krank. Toller Restaurantbesuch, aber laut-stressige Nachbarn und Tisch bei den Toiletten. Der neue Roman des Lieblingsautoren, aber inhaltlich nicht so packend wie der letzte...
Und selbst wenn alles passt: Wie langanhaltend ist diese Art des Glücks? Verpufft es nicht recht schnell?
Und die wichtigste Frage: Machen dich diese externen, materiellen Stimuli wirklich tief in dir drin glücklich?
Übung: Schreibe doch mal Situationen auf,
in denen du ganz tief in dir drin mit allem so richtig glücklich oder in tiefer Liebe warst. In dem alles perfekt war, wie es ist. An wie viele kannst du dich erinnern? Und was war deren Grundlage?
Seelenglück wirkt tiefer
Durch die Bhakti-Yoga-Praxis kann man relativ schnell eine neue Form des Glücks erfahren. Man sitzt in einem Kirtan oder chantet für sich zuhause und BAMM! plötzlich überkommt es einen: Der Geschmack von Herzens- oder Seelenglück. Das klingt recht esoterisch, trifft es aber. Man spürt, dass es neben den vielen Genüssen in der Welt auch noch eine ganz anders geartete Glücks- und Genussquelle in einem drin gibt. Reines, selbstloses Glück, das Mütter und Väter im Kontakt mit ihren Kindern spüren. Dieses Glück kann so tief und stark sein, dass die Glückstränen nur so kullern, die Haare zu Berge stehen und man in innerer Ekstase (oder Samadhi) alles um einen herum vergisst. So beschreiben es die erleuchteten Yogis.
„In Liebe sein“ (being in Love) ist ein Ort in dir, kostenlos und stets verfügbar – was für ein Geschenk!
Tausche materielles Glück gegen Seelenglück
Um JA! zu diesem inneren Herzensglück zu sagen und Zugang zu bekommen, muss man NEIN! zu einigen der vielen Reize und schnellen „Belohnungen“ der materiellen Welt sagen. Es ist ein sehr guter Tausch (Herzensglück toppt materielles Glück), kein Verzicht!
Wir möchten uns befreien von Gelüsten aller Art, von berauschenden Mitteln, vom sexuell getrieben sein, vom Gedankenkarussell, von Ängsten, vom Lästern und Beschweren, vom Anhäufen von Besitz und Kram – von allem, das uns im Kopf und in unseren Sinnen einsperrt und unfrei macht. Srila Prabhupad erklärt: „Sobald man materielle Wünsche hat, verliert man seine spirituelle Identität.“ Sobald zum Beispiel aus Liebe zu einem Menschen Lust auf seinen Körper wird, wird die innere spirituelle Identität (die zutiefst glücklich ist) ausgeschaltet.
Nur wer durch die unaufhörliche Flut von Wünschen nicht gestört ist, kann Frieden erlangen, und nicht derjenige, der danach trachtet, solche Wünsche zu befriedigen….
Das ist der Weg des spirituellen und gottgefälligen Lebens.
Bhagavad-Gita 2.70+72
JA zum spirituellen Fortschritt
Dafür müssen wir uns andere JA- und NEIN-Regeln aneignen.
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Spiritueller Rausch im Kirtan? JA!
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Mit Spirituosen berauschen? NEIN!
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Liebevolles Zeitverbringen mit einem anderen Menschen? JA!
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Lust auf einen sexy Körper? NEIN!
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Yoga Asanas, um mich anschließend besser mit Krishna zu connecten (und mich dadurch wohl fühle)? JA!
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Yoga Asanas, damit ich mich besser-fitter fühle und besser aussehe? NEIN!
Das sind keine Einschränkung, sondern dienen wie Verkehrsregeln unserem eigenen Schutz. Wir möchten mit klarem Kopf vorankommen (JA!). Und nicht ständig von unseren Lüsten aufgehalten werden und mit unserem Ego-Kopfkino innerlich kollidieren (NEIN!).
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Ein gesundes Leben als Basis, um nach dem höheren Sinn zu suchen? JA!
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Sinnesbefriedigung als wichtigstes Motiv, um morgens aufzustehen? NEIN
Der Lebenszweck sollte nicht auf Sinnesbefriedigung ausgerichtet sein. Man sollte sich lediglich ein gesundes Leben oder körperliche Erhaltung wünschen, da ein Mensch dazu bestimmt ist, nach der Absoluten Wahrheit zu forschen. Nichts anderes sollte das Ziel der eigenen Arbeit sein.
Shrimad Bhagavatam (1.2.10)
JA zu neuen Vorbildern
Unsere Vorbilder sind deshalb auch keine Menschen die „es materiell geschafft haben“, sondern Menschen mit Kontrolle über sich selbst. Kontrolle über ihre impulsiven Gedanken, über das was sie sagen und wie sie es sagen, über ihre Vorlieben und Aktivitäten, über ihr Essverhalten und ihren Sexualtrieb. Menschen, die ohne materielle Anhaftungen voll in Demut und Mitgefühl leben und die dabei einen sehr glücklich-befreiten Eindruck machen. Sie strahlen Seelenglück aus. Aber in der Bhagavad-Gita 7.02 erklärt Krishna, dass Vollkommenheit ein hehres Ziel ist, das nur sehr wenige Menschen anstreben und die Allerwenigsten erreichen.
Denn Kontrolle über Kopf, Zunge, Bauch, Genitalien ist für die meisten Menschen unglaublich schwer!
Einerseits gibt es Maya, die Illusionskraft, die uns immer neue Reize vor Augen, Ohren, Nase hält. Und dann gibt die sogenannten „Anarthas", das sind tiefsitzende Gewohnheiten und Wünsche, die einen unbewusst lenken und am materiellen Glück kleben lassen. Anarthas sind individuell, haben sich über viele unserer Leben entwickelt und behindern den Zugang zum Herzen. So ähnlich wie Prüfungsangst, die tief aus dem Untergrund kommt und den Geist einnimmt, nur viel subtiler.
Ein mächtiger Partner an deiner Seite
Nun zur guten Nachricht: Du bist nicht allein! Es gibt jemanden, der deine Anarthas abmildern und beseitigen kann. Der dir sofort die Tür zum Herzenszglück öffnen kann. Krishna! Sobald man sich Krishna im Bhakti-Prozess hinwendet, sobald man ernsthaft mit der Mantra-Meditation anfängt und innerlich sagt: JA, ich will raus aus dem Hamsterrad der materiellen Welt. JA, ich will meine Seele entdecken! JA, ich will zufriedener mit dem sein, was ist. Ab dem Moment hat man einen allmächtigen, wohlwollenden Freund an seiner Seite. Ein liebevoller Vater, der sich freut, wie wir spirituell laufen lernen. Der jedes Bemühen erkennt, wertschätzt, der Fehler verzeiht und der einem im Prozess immer wieder hilft.
Wer von aller Anhaftung und Ablehnung frei ist und seine Sinne durch die regulierenden Prinzipien der Freiheit zu beherrschen vermag, erlangt die volle Barmherzigkeit des Herrn.
(Bhagavad-Gĩta 2.64)
Von daher bitten Bhakti-Yogis den göttlichen Freund und Vater auch hauptsächlich um Kraft, Klarheit und Unterstützung bei ihrem Wandlungsprozess.
Selbstkontrolle – nicht leicht, aber förderlich
Kennst du die Marshmallow-Studie? In den 1970er Jahren machte ein Psychologie-Professor der Stanford University ein Experiment mit Kindern im Alter von etwa 4 bis 6 Jahren. Je ein Kind wurde in einen Raum gesetzt, in dem ein Marshmallow auf einem Teller lag. Das Kind konnte den Marshmallow entweder sofort essen oder 15 Minuten warten, um dann mit einem zweiten Marshmallow belohnt zu werden.
Was hättest du wohl gemacht? Gewartet? Oder Happs, und rein damit? 😊
Interessant ist, dass das Forscherteam in den folgenden Jahrzehnten in Nachuntersuchungen herausfand, dass die Kinder, die langfristig gedacht haben und der schnellen Sinnesbefriedigung widerstanden haben in allen Lebensbereichen erfolgreicher waren: bessere akademische Leistungen und beruflicher Erfolg, bessere Gesundheit, weniger Verhaltensprobleme.
Im Bhakti-Yoga möchten wir volle Selbstkontrolle erlangen. Wir möchten in unserem Denken, in dem was wir sagen und in dem was wir konsumieren und tun, möglichst rein und selbstlos werden. Das ist super schwer, aber tatsächlich Übungssache. Wir möchten von unserer egozentrischen Lust, von dem „ich will“, in eine neutralere Haltung der Liebe und des Service für andere kommen: „ich will vor allem geben“ … (und dadurch empfangen).
Vier hilfreiche Grundsätze im Bhakti-Yoga
Entsagung
bedeutet frei werden, sich innerlich von materiellen Anhaftungen zu befreien. Denn alles Materielle ist vergänglich, und sich daran zu klammern, belastet gedanklich und führt unnötig zu Sorgen.
Sauberkeit
bezieht sich sowohl auf die äußere (Körper und Umgebung) und die innere Reinheit (Geist und Herz) und ist Basis für spirituelles Wachstum. Srila Prabhupada hat das in Vorträgen und Briefen immer wieder betont …
Wahrhaftigkeit
deutet, dass Bhakti-Yogis nicht lügen und ein rundum ehrliches Leben führen. Man kann und sollte sich täglich darin üben, gleichzeitig ehrlich, mitfühlend und nichtverletzend zu sein – genügend Gelegenheiten dafür bietet der Alltag ja.
Barmherzigkeit
ist das Mitgefühl und die selbstlose Güte, die man anderen Lebewesen entgegenbringt. Es geht darum, anderen zu helfen, ohne Gegenleistung zu erwarten. Barmherzigkeit schließt auch Gewaltlosigkeit („Ahimsa“) in Gedanken, Worten und Taten ein und damit auch den Schutz von Tieren und der Natur. Srila Prabhupada sagte dazu: „Man sollte versuchen, keine Lebensform zu töten. Selbst ein Insekt sollte man nicht töten. Man sollte so weit wie möglich keine Gewalt anwenden.“
Wir sammeln so viel Zeugs, weil wir denken, dass es irgendwann nochmal wichtig sein könnte. Schränke voll mit Romanen. Keller voll mit Kram. Kisten und Alben voll mit „Erinnerungen“.